So wie die Bergmannstraße in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg ein populärer Schwarzmarkt war, gibt es wohl seit Jahrhunderten Regionen, Handelsrouten oder Straßen, die für den Handel mit Waren stehen, die über legale Wege äußerst schwer bis gar nicht zu bekommen waren oder sind.
Auch in der digitalen Welt, insbesondere im Dark Web, gab und gibt es nach wie vor viele Schwarzmarktplätze, etwa die Silk Road, in denen Betrüger in erster Linie mit Illegalem handeln – allen voran die unter Cyberkriminellen sehr hoch gehandelten Nutzerdaten.
Erfahren Sie hier, wie Silk Road und andere Schwarzmärkte im Darknet funktionieren. Und wir haben einen Tipp für Sie, wie Sie sich benachrichtigen lassen können, wenn Ihre Daten im Darknet gefunden werden und wie Sie im Falle eines Identitätsdiebstahls Hilfe bekommen: mit dem Avira Identity Assistant.
Was ist die Silk Road im Dark Web?
Der Begriff „Silk Road“ kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt „Seidenstraße“ und diesen Namen kann man durchaus als Anspielung auf die historische Handelsroute verstehen: Über den beschwerlichen und sehr gefährlichen Landweg brachten die Händler in der Antike, im Mittelalter sowie im 13. und 14. Jahrhundert kostbare Waren (etwa die namensgebende Seide) auf Kamelen von China nach Rom und Venedig.
Die Silk Road im Dark Web ist ein 2011 als Hidden (verborgener) Service im Tor-Netzwerk gegründeter virtueller Schwarzmarkt, in dem vor allem Drogen, Waffen, Nutzerdaten und andere illegale Güter gehandelt wurden. Um die Anonymität der Händler und Käufer zu wahren, kam dort als Zahlungsmittel ausschließlich die Kryptowährung Bitcoin zum Einsatz.
Wie funktioniert die Silk Road?
Silk Road müssen Sie sich vorstellen wie eine Art Amazon oder eBay. Allerdings befand sich dieser 2011 gegründete Online-Marktplatz im Dark Web. Silk Road war in Bezug auf die Aufmachung und Benutzerführung ziemlich professionell aufgesetzt und stellte jedem Benutzer(-konto) sogar ein Wallet mit mehreren Bitcoin-Adressen zur Verfügung – andere Zahlungsmethoden waren nicht möglich. Mit Abschluss eines Kaufs wurde die entsprechende Summe direkt an den Händler überwiesen. Die Transaktion war damit für den Käufer bereits abgeschlossen und man erhielt seine vornehmlich illegalen Waren oder Dienstleistungen mehr oder weniger umgehend zugestellt.
Kunden, die etwas via Silk Road erworben hatten, konnten ihr Feedback in Form von Rezensionen und Bewertungen zu den gekauften Waren hinterlassen und sich auch darauf verlassen, dass der ticketbasierte Support bei Problemen – überwiegend vermutlich Betrugsfälle – schnell reagierte und sich um Lösungen bemühte. Und sogar ein offizielles Community-Forum war vorhanden.
Von allen Nutzern des Silk Road Handelsplatzes im Darknet wurde erwartet, dass sie sich an strenge Regeln bezüglich der Sicherung der Anonymität halten und – schon damals – über eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) einloggen. Denn allen Beteiligten war sicherlich bewusst, dass eine Entdeckung durch die Strafverfolgungsbehörden jederzeit möglich war.
Silk Road – noch aktiv oder stillgelegt?
Nachdem die ursprüngliche Silk Road Plattform im Darknet nach zweieinhalb Jahren stillgelegt und der identifizierte Betreiber festgenommen worden waren, wurde dieser Schwarzmarkt im Internet von einem anderen Betreiber nur einen Monat später als Silk Road 2.0 mit deutlich verschärften Sicherheitsvorkehrungen wiedereröffnet – jedoch im November 2014 endgültig zerschlagen.
Bis dahin erfolgten umgerechnet um die 1,2 Milliarden Transaktionen über Silk Road, die dem beziehungsweise den Betreibern schätzungsweise um die 80 Millionen als Provision einbrachten – das war also überaus lukrativ.
Silk Road gilt als Blaupause für illegale Marktplätze im Dark Web
Sie können sich bestimmt vorstellen, dass Cyberkriminelle immer neue Wege finden, um Waren über das Dark Web anzubieten – und es auch die entsprechende Klientel gibt, die deren Angebote nur zu gern erwirbt. Seien es nun Drogen, Betäubungsmittel, Medikamente, Waffen oder auch Nutzerdaten, die sich vortrefflich für groß angelegte Cyberangriffe nutzen lassen: Die Angebotspalette ist beachtlich.
Silk Road wurde zwar endgültig stillgelegt und deren Betreiber zu mitunter langen Haftstrafen verurteilt, was allerdings mitnichten bedeutet, dass es im Darknet keine Handelsplätze für illegale Waren mehr gibt.
Dennoch gilt Silk Road sozusagen als Blaupause für unendlich viele andere Handelsorte im Dark Web, die seitdem entstanden, von den Ermittlungsbehörden entdeckt und stillgelegt oder aus anderen Gründen schnell wieder geschlossen worden sind.
Welches ist der aktuell größte Markt im Darknet?
Sei es das FBI, Europol, die NCA oder andere Ermittlungsbehörden: Sie alle arbeiten inzwischen international kooperierend daran, zwielichtige Machenschaften im Darknet aufzudecken, illegale Marktplätze stillzulegen und die verantwortlichen Betreiber zur Rechenschaft zu ziehen.
Allerdings gehen Experten davon aus, dass auf einen geschlossenen Marktplatz im Dark Web mindestens fünf neue entstehen. Und die Angebotspalette ist und bleibt beachtlich, wobei vermutlich allem voran Illegales gehandelt wird.
Die Volatilität der Marktplätze im Dark Web ist bemerkenswert hoch und so reizvoll oder spannend diese Handelsplätze auch sein mögen: Die nach Silk Road entstandenen und wieder geschlossenen Silk-Road-Nachfolger lassen gut erahnen, dass Sie sich im Darknet tendenziell weniger in der Legalität bewegen.
ChipMixer
Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) gab erst im März 2023 bekannt, dass diese Organisation gemeinsam mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) „ChipMixer“, den möglicherweise weltweit größten Geldwäschedienst im Darknet, beschlagnahmt hat.
Dabei nahmen die Ermittler 120 Personen in Haft und konnten Bitcoin im Wert von umgerechnet 44 Millionen Euro sicherstellen.
Genesis
Auch „Genesis“, ein Darknet-Handelsplatz, über den beispielsweise 80 Millionen geklaute Datensätze mit Passwörtern zum Verkauf standen, konnte mit einer international abgestimmten Operation („Cookie Monster“) stillgelegt werden, wie die britische BBC, im April 2023 berichtet.
Monopoly Market
Bei einem weiteren international abgestimmten Ermittlungserfolg gegen einen großen Darknet-Marktplatz zum Handel mit Betäubungsmitteln sind 288 mutmaßliche Verdächtige festgenommen worden.
Wie Europol mitteilte, wurden auf der Plattform „Monopoly Market“ entweder Drogen verkauft oder gekauft. Fast 51 Millionen Euro als Bargeld oder in Kryptowährungen seien beschlagnahmt worden, dazu 850 Kilo Drogen wie MDMA, Kokain, Amphetamine sowie 117 Schusswaffen.
Beim Zugriff der Ermittlungsbehörden 2023 wurden nicht bloß Informationen zu den Betreibern zusammengetragen, sondern auch Kundendaten in größerem Umfang sichergestellt – und auch diesen drohen strafrechtliche Konsequenzen.
Alpha Bay
„Alpha Bay“ ging im Dezember 2013 online und erlangte einige Bekanntheit. Bis zur Zerschlagung durch die Justiz im Jahre 2017 wurden auf diesem Darknet-Handelsplatz vor allem Betrugs- und digitale Güter, aber auch illegale Drogen, verschreibungspflichtige Medikamente und Waffen gehandelt. Als Währung wurde neben Bitcoin auch Monero akzeptiert.
Im August 2021 bestätigte einer der ehemaligen Administratoren, dass er die Plattform in einer neuen Version mit neuen Funktionen wieder starten werde. Eine dieser Funktionen sollte angeblich verhindern, dass Nutzer ihr Geld verlieren, selbst wenn alle Server gleichzeitig beschlagnahmt werden.
Über ein Jahr nach seiner Neueröffnung gilt Alpha Bay laut verschiedener Quellen als „einer der besten, wenn nicht sogar der beste illegale Darknet-Marketplace“, wie etwa das US-Magazin Wired berichtete. Mit über 37.000 Angeboten (etwa 90 Prozent Drogen) und um die 12.000 Verkäufern gelang es den Betreibern, inzwischen um die 885.000 Käufer anzuziehen.
Versus Market
„Versus Market“ gilt einer der größten Allzweckmärkte im Darknet. Hier finden Sie nicht nur die typische Auswahl an Drogen, sondern auch eine Vielzahl anderer Produkte, beispielsweise gefälschte Markenartikel, Juwelen und Gold, Software und vieles mehr.
Der Markt verfügt über ein Phishing-Schutzsystem, das immer Informationen anzeigt, die Sie überprüfen können, um sicherzustellen, dass Sie sich nicht auf einer Phishing-Site befinden.
„Hausgemachte“ Gründe für die Abschaltung von Darknet-Marktplätzen
Neben der Stilllegung durch Ermittlungsbehörden gibt es weitere Gründe, warum Darknet-Märkte mitunter ganz plötzlich von der Bildfläche verschwinden:
- Cyberangriffe unter Cyberkriminellen: Der illegale Darknet-Marktplatz namens „TheRealDeal“, über den bösartige Codes gehandelt wurden, wurde selbst zur Zielscheibe eines DDoS-Angriffes (Distributed Denial of Service).
- „Exit-Betrug“: In vermutlich nicht nur einem anderen Fall haben die Betreiber sich mit den in ihrem Dark-Web-Marktplatz („Evolution“) hinterlegten Bitcoins der Nutzer aus dem Staub gemacht – mit umgerechnet an die 12 Millionen US-Dollar.
- Konflikte unter den Beteiligten: Weil es zwischen Händlern und Moderatoren in der Darknet-Handelsplattform „Nucleus“ 2016 zu Streitigkeiten kam, haben die Betreiber ihren Markt kurzerhand deaktiviert. Auch hier haben die Nutzer regelrecht „in die Röhre geschaut“, denn an ihre dort im Wallet hinterlegten Bitcoins konnten sie nicht mehr herankommen.
Strafverfolgung der Beteiligten von Darknet-Marktplätzen
Natürlich geht es den Ermittlungsbehörden in erster Linie darum, an die Betreiber der Darknet-Marktplätze mit illegalen Verkaufsangeboten sowie deren Großabnehmer und -Händler zu kommen und weniger darum, Endabnehmer oder Kleindealer zu verfolgen.
Trotzdem sollten Sie wissen, dass die Grenzen fließend sind und Sie sich beim Erwerben von Dienstleistungen, Produkten oder anderen Waren über Darknet-Marktplätze in einer Grauzone bewegen – und schnell ins Fadenkreuz der Ermittler geraten können.
Denn trotz der Ansprüche an die Legitimität ist ein großer Teil der Darknet-Märkte nach wie vor voller zwielichtiger Gestalten, Betrug und Instabilität – und eine Brutstätte für Cyberangriffe aller Art. Wo sonst gelangen Cyberkriminelle schließlich einfacher an Codes für Schadsoftware jeder Art oder an Nutzerdaten, mit denen sie Versorgungssysteme und Unternehmens- oder Behörden-Webseiten – und auch uns als Privatpersonen – empfindlich treffen können?
Schützen Sie Ihre Online-Identität
Mit nur wenigen persönlichen Angaben können sich Cyberkriminelle für Sie ausgeben und in Ihrem Namen handeln – sogar Bankkonten eröffnen.
Angesichts der Beispiele von gefährlichen Dark-Web-Märkten, in denen Cyberkriminelle mit gekaperten Kundendaten handeln, ist Ihnen bestimmt klar, wie schnell auch Ihre Daten in die Hände Unbefugter gelangen können.
Aber wissen Sie auch, was zu tun ist, wenn Ihre Identität gestohlen wurde? Dafür gibt es wirklich gute Lösungen, wie zum Beispiel den Avira Identity Assistant:
- Wenn Ihre Identität gestohlen wurde, können Sie sich montags bis freitags zwischen 9 und 16 Uhr an den Kundendienst dieses Anbieters wenden. Ein Spezialist für die Wiederherstellung der Identität wird Sie dann innerhalb von 48 Stunden zurückrufen und Sie durch alle Schritte zur Wiederherstellung Ihrer Identität führen. Er oder sie berät Sie auch, wie Sie das Problem des Identitätsdiebstahls mit den zuständigen Stellen (z. B. Kreditkartenunternehmen) lösen können.
- Das in den Avira Identitätsassistenten integrierte Dark Web Monitoring durchsucht (nur für Kunden in Deutschland) mit Hilfe einer fortschrittlichen Überwachungstechnologie kontinuierlich das Dark Web nach den Informationen, die Sie Avira zur Überwachung zur Verfügung gestellt haben, wie z.B. Email-Adressen, Telefonnummern, Gamer-Tags oder Kreditkartennummern – und wenn Ihre Daten im Darknet aufgetaucht sind, werden Sie per Email benachrichtigt. So können Sie Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen, zum Beispiel Ihre Passwörter ändern oder Ihre Bank benachrichtigen.
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