Kredit-Scoring, wie es hierzulande die Schufa betreibt, wird mittlerweile in praktisch allen Ländern praktiziert. Anders als in Europa, wo die Selbstauskunft zuletzt über die DSVGO geregelt ist, gibt es in den USA ein ähnliches Gesetz nur in Kalifornien.
Das nutzte nun ein New-York-Times-Autor, um zu erfahren, was die Scoring-Agenturen über ihn gesammelt haben. Von vergleichenden Fällen aus Deutschland weiß man etwa, dass es beim Scoring einen Unterschied macht, ob man etwa Mieter oder Immobilienbesitzer ist.
Auch wo man wohnt, fließt in die Wertung ein. Ob man seine Rechnungen pünktlich bezahlt natürlich auch. Die Grundidee dieser Kreditauskünfte: Finanzdienstleister und Händler sollen ablesen können, wie wahrscheinlich es ist, dass der Kunde seine Rechnung begleicht.
Wenn es an der Kasse oder in der Bank noch kurz dauert, bevor die Finanzierung genehmigt wird – in diesem Fall wartet der Mitarbeiter in der Regel auf die Scoring-Auskunft, die online übermittelt wird.
Prinzipiell haben solche Auskünfte natürlich ihre Berechtigung: Händler können Betrüger im Idealfall schon im Vorfeld erkennen und überschuldeten Menschen wird vielleicht nicht noch ein Handy-Vertrag mit monatlicher Zahlung verkauft.
Bonitäts-Auskünfte stehen häufig in der Kritik
Es gibt allerdings auch viel Kritik an dem Scoring: Zum einen kann der Score einfach falsch sein, weil er auf fehlerhaften Daten beruht. Andererseits kann die Auswertung des Wohnorts womöglich zu einer Diskriminierung führen, weil eine völlig unbescholtene Person vielleicht für das Verhalten seiner Nachbarn bestraft wird.
Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber die Möglichkeit zur Selbstauskunft eingeführt. Jeder Konsument muss die kostenfreie Möglichkeit haben, seinen Kredit-Score einzusehen und die Datenlage, die zur Ermittlung des Scores führt.
Bei der Schufa, als bekannteste deutsche Kreditauskunft, kann man diese Datenkopie etwa hier anfordern. Was dort allerdings nicht erklärt wird, ist wie der Score letztendlich berechnet wird.
Amerikanische Scoring-Dienste sammeln noch viel mehr
Hier kommt der Artikel des NYTimes-Autors Kashmir Hill ins Spiel, der bei der amerikanischen Bonitäts-Dienstleister Sift eine Selbstauskunft anforderte. Sift sammelt laut eigenen Aussagen über 16.000 Datenfaktoren, die Unternehmen wie etwa Airbnb und OkCupid nutzen.
Hill erhielt daraufhin ein 400 Seiten starkes Dokument. Das enthielt unter anderem jede Nachricht, die er je an Airbnb-Hosts geschickt hat, jede Essen-Bestellung auf Yelp und sogar einen Eintrag für jedes mal, wenn er seinen Crypto-Gelbeutel Coinbase auf dem iPhone geöffnet hat.
Dabei wurden auch IP-Adressen und das verwendete Gerät mit angegeben. Sift wusste etwa, dass Hill im April vor drei Jahren „Chicken Tikka Masala“ bestellt hat. Auch seine Mails mit einem Airbnb-Vermieter waren bekannt, in denen er sich über die Heizung in der Wohnung beschwerte.
Europäische Scoring-Agenturen müssen Selbstauskunft erteilen
Dieser Einblick in das Dokument zeigt, wie völlig selbstverständlich diese Dienste mit allen Daten umgehen, die sie im Netz finden. Aus diesen Daten können Dienstleister zum Beispiel ablesen, wie lange ein Kunde etwa die Service-Hotline belegt hat.
In Deutschland ist die Wirtschaftsauskunft in der Regel noch etwa zielgerichteter bei der Datensammlung: Neben Name, Adressen und Familienstand, fließen typischerweise der Beruf, Immobilienbesitz oder Beteiligungen, sowie Bankkonten und laufende Kredite mit ein.
Die Schufa ist dabei nur eine von vielen Scoring-Agenturen. Zu den anderen großen Diensten für Privatpersonen zählen etwa
- Creditreform (Selbstauskunft)
- CrifBürgel (Selbstauskunft)
- Arvato Bertelsmann (Selbstauskunft)