Das Erotik-Webseiten häufig keinen besonders seriösen Eindruck machen, ist nichts Neues. Ein neuer Report zeigt allerdings, dass der Einsatz von Tracking-Werkzeugen auf diesen Portalen noch viel größer ist als angenommen.
Die Autoren der Studie haben 22.484 Porno-Seiten untersucht, von denen 93 Prozent Daten an Dritte weitergeben, selbst wenn der Nutzer den Inkognito- oder Privat-Modus aktiviert hat. Das sorgt für ein einzigartiges und erhöhtes Datenrisiko.
Das Datensammeln kann gefährlich werden
So lassen sich bei rund 45 Prozent der Erotikangebote schon aus der Adresse erkennen, welche sexuellen Präferenzen bedient werden. Solche Daten können Personen gefährlich werden, vor allem wenn sie in konservativen Ländern leben, in denen etwa Homosexualität unter Strafe steht.
Beim Erstellen eines Surf-Profils kann die Porno-Nutzung ähnlich persönliche Folgen haben, wie der Verlust von Gesundheitsdaten oder irreführende Aussagen über mögliche Krankheiten.
Keine weiß genau, was mit den Daten passiert
Weniger klar ist, was mit den Daten passiert, die auf Erotik-Portalen gesammelt werden. Google eigene Tracker tauchen auf 74 Prozent der Seiten auf. Gegenüber der New York Times, die über die Studie zuerst berichtet hat, erklärt Google aber, dass die Daten nicht für Werbezwecke genutzt werden.
Der Konzern werbe grundsätzlich nicht auf Porno-Seiten und über das Ad-Tracking lasse sich auch nicht auf die Identität des Nutzers schließen. Ähnlich äußert sich Facebook, deren Tracker auf 10 Prozent der Seiten gefunden wurde. Oracle (24 Prozent) hat auf Anfragen nicht reagiert.
Porno-Seiten wissen über ihre User genauso viel wie Online-Shops
Welche Daten die Tracker erheben, variiert zudem sehr stark. Teilweise geht es um Login-Cookies oder Daten zum verwendeten Browser oder Betriebssystem. In einigen Fällen werden aber auch IP-Adressen und Telefonnummern getrackt.
Die Erfahrung zeigt, dass sich auch aus vermeintlich anonymen Daten häufig ein sehr genaues Profil erstellen lässt – das ist möglich und wird laufend gemacht. Elena Maris, die Hauptautorin der Studie vergleicht die gefundenen Tracking-Methoden mit denen von Online-Shops. Schon das sollte eine deutliche Warnung sein, denn Erotik ist deutlich privater als die Auswahl eines Pullovers.
Viele User surfen immer noch völlig ohne Tracking-Schutz
Auch wenn Browser immer häufiger mit Track-Blockern kommen, surft ein Großteil der User immer noch völlig ohne Tracking-Schutz und Ad-Blockern. Vor allem bei mobilen Browsern wird häufig kein Schutz eingesetzt, dabei gibt es mittlerweile zuverlässige Lösungen.