Bei Sextortion handelt es sich um eine Internet-Betrugsmasche, die Cyberkriminelle nutzen, um an intimes Bild- oder Videomaterial der Opfer zu gelangen. Dieses nutzen die Betrüger anschließend, um von Betroffenen Geld zu erpressen. Erfahren Sie, wie Sie sich im Falle einer solchen Erpressung am besten verhalten. Lesen Sie zudem, wie Avira Prime dabei helfen kann, Sie vor dieser Art Scam zu bewahren.
Was ist Sextortion?
Der Begriff „Sextortion“ setzt sich aus den Worten „Sex“ und „Extortion“ (englisch für Erpressung) zusammen. Er bezeichnet eine Internet-Betrugsmasche, bei der sich Cyberkriminelle als eine Art Catfish hinter Profilen attraktiver Personen verbergen. Mit diesen kontaktieren sie andere Internetnutzer. Es beginnt meist mit einem harmlosen Flirt.
Doch schon bald fordern die Täter ihre Opfer dazu auf, kompromittierende Fotos wie Nacktbilder oder Videos mit sexuellen Handlungen zu schicken. Diese nutzen sie später, um Geld vom Opfer zu erpressen, indem sie damit drohen, die Aufnahmen zu veröffentlichen oder an andere Social-Media-Kontakte weiterzuleiten. Sextortion kann auf verschiedenen Plattformen stattfinden – von Facebook und Instagram über Snapchat bis Whatsapp.
Arten der Erpressung im Internet mit kompromittierenden Inhalten
Bei der Sextortion wird zwischen zwei Hauptformen unterschieden: der klassischen Variante sowie der Fake-Sextortion. Was die beiden Varianten auszeichnet und wie sie sich voneinander unterscheiden, lesen Sie im Folgenden.
Klassische Sextortion
Bei der klassischen Variante von Sextortion kontaktieren Betrüger ihr potenzielles Opfer auf einer sozialen Plattform wie Facebook oder Instagram. Nach einer kurzen Kennenlernphase signalisieren sie sexuelles Interesse. Um das Vertrauen der betroffenen Person zu erlangen, machen sie dabei den ersten Schritt und senden Nacktfotos. Im Gegenzug verlangen sie auch vom Opfer, Bilder oder Videos mit intimen Inhalten zu senden.
Ebenso ermutigen Cyberkriminelle das Opfer dazu, sich in einem Videochat nackt zu zeigen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen. Ohne das Wissen der betroffenen Person zeichnen die Täter diese Videochats auf. Später wird das Opfer aufgefordert, Geld zu zahlen, um eine Veröffentlichung der kompromittierenden Inhalte auf sozialen Medien oder im Internet zu verhindern. Die Angst und Scham des Opfers wirkt damit als Druckmittel.
Fake-Sextortion
Das Vorgehen bei der Fake-Sextortion unterscheidet sich von der klassischen Variante. Hierbei werden mehrere Personen gleichzeitig kontaktiert – ohne, dass die Betrüger zuvor eine Bindung zu ihren potenziellen Opfern aufgebaut haben. Als Spam verschicken sie leere Drohungen, in denen sie behaupten, intime Fotos oder Videos der Person zu haben.
Dabei zielen sie darauf ab, dass sich unter den Empfängern Personen befinden, die durch die Drohung eingeschüchtert werden, da sie etwa kürzlich auf einer Porno-Seite unterwegs waren. Aufgrund der Angst, vor Freunden, Bekannten oder Arbeitgeber bloßgestellt zu werden, leisten die Opfer der Fake-Sextortion häufig die geforderten Zahlungen, obwohl die Täter keine expliziten Aufnahmen von ihnen haben.
Wie kann Sextortion im Internet aussehen?
Von der Erpressung über soziale Netzwerke bis zu Scam-E-Mails: Sextortion kann verschiedene Formen annehmen. Lesen Sie mehr über die häufigsten Szenarien und ihre Folgen.
Porno-Erpresser: Eine klassische Betrugsmasche via Mail
Ein häufiges Szenario bei der Sextortion: Die Opfer erhalten eine E-Mail, in der behauptet wird, dass sie aufgenommen wurden, während sie sich auf einer Porno-Website vergnügt haben. Um eine Veröffentlichung der vermeintlich kompromittierenden Inhalte zu verhindern, soll das Opfer eine Zahlung leisten – meist bevorzugt in Kryptowährungen. Doch Cyberkriminelle gehen noch weiter:
- Passwörter: Um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen, bauen Betrüger ein Passwort des Empfängers in die Mail ein. Das verleitet Opfer von Sextortion dazu, die Drohung ernst zu nehmen und die Zahlung zu leisten. In der Regel haben Cyberkriminelle E-Mail-Adresse und Passwort jedoch aus einem Datenleck ergaunert und das Opfer nicht tatsächlich auf einer Porno-Seite beobachtet und beim Konsum der Inhalte gefilmt.
- Account-Zugang: Eine weitere Masche ist es, dem Opfer weiszumachen, der Betrüger habe Zugang zu seinen Accounts wie beispielsweise dem privaten E-Mail-Postfach erlangt. Dabei schicken Cyberkriminelle Mails an die betroffene Person, die scheinbar von ihrem eigenen Mail-Account stammt. Das soll beweisen, dass dieser sowie andere Dienste des Nutzers nun in den Händen der Betrüger liegen. Auch bei dieser Variante stammen die Daten vermutlich aus einem Datenleck und die Hacker haben keinen tatsächlichen Zugriff.
- Ransomware: Wie auch bei den anderen Erpresser-Mails wird dem Opfer vorgegaukelt, die Täter hätten kompromittierendes Videomaterial. Neben E-Mail- Adresse und Passwort geben sie weitere öffentlich auffindbare Informationen an, wie den Namen des Ehepartners. Das verleiht der Mail noch mehr Nachdruck. Als vermeintlichen Beweis dafür, dass das Opfer gefilmt wurde, fügen die Betrüger einen Link zum mutmaßlich aufgenommenen Video in die Mail ein. Dahinter verbergen sich in der Regel jedoch Ransomware oder Trojaner.
Ob für Zahlungen oder vermeintliche Videobeweise: Erhalten Sie eine Sextortion-Mail, sollten Sie niemals den Zahlungsaufforderungen der Betrüger nachkommen oder auf Links klicken. Denn über letztere infizieren Sie Ihren Computer und ermöglichen Cyberkriminellen so den Zugang auf Ihr Gerät. Ebenso können Täter mittels Webcam Hacking auf die Kamera Ihres Geräts zugreifen. Neben der Porno-Erpressung gibt es weitere Formen der Sextortion, die noch ausgeklügelter sind und den Druck auf das Opfer erhöhen.
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Erpressung mit Bild- und Videomaterial über Social Media
Während es sich bei der Porno-Erpressung in der Regel um Fake-Sextortion handelt, erhalten Betrüger über soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste tatsächlichen Zugriff auf intime Inhalte ihrer Opfer. Denn nach einer kurzen Annäherungsphase animieren Betrüger ihre Opfer bald dazu, Nacktfotos oder Videos mit sexuellen Handlungen von ihnen zu schicken.
Mithilfe von künstlicher Intelligenz gelingt es Cyberkriminellen jedoch auch immer leichter, Nacktfotos und Videos mit sexuellen Handlungen zu manipulieren. Dabei hat das Opfer keine intimen Inhalte verschickt. Stattdessen verändern die Betrüger harmlose Aufnahmen des Opfers, wie beispielsweise sein Profilbild, und schneiden Aufnahmen sexueller Handlungen hinein.
Ganz gleich, ob echte oder gefakte Aufnahmen: Kurz nach Kontaktaufnahme erfolgt in der Regel die Erpressung mit dem Bild- oder Videomaterial. Das Opfer wird aufgefordert, eine Zahlung zu leisten, um die Veröffentlichung zu verhindern. Meist ist es mit einer Zahlung jedoch nicht getan. Denn darauf folgen gewöhnlich weitere Aufforderungen. Daher sollten Sie niemals Geld zahlen, sondern sofort rechtliche Schritte einleiten.
Welche Folgen hat die Erpressung für Betroffene?
Für Opfer ist eine Sextortion eine äußerst belastende Erfahrung. Denn die Betrüger üben oft erheblichen Druck aus, der beim Opfer zu emotionalem Stress, Angstzuständen oder auch Depressionen führen kann. Zudem ist diese Art der Erpressung oftmals mit finanziellen Verlusten verbunden. Denn Cyberkriminelle verlangen meist hohe Zahlungen, damit sie die Inhalte nicht veröffentlichen. Werden die Aufnahmen tatsächlich publik gemacht, kann dies zudem das soziale und berufliche Leben des Opfers beeinträchtigen.
Erpressung mit Bild- oder Videomaterial: Was kann ich tun?
Entpuppt sich der heiße Flirt auf einer Dating-Plattform, Instagram oder Facebook als Sextortion, gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren. Wurden bereits kompromittierende Bilder oder Videos von Ihnen veröffentlicht, sollten Sie folgende Schritte einleiten.
- Seitenbetreiber kontaktieren: Melden Sie den Vorfall beim Seitenbetreiber und veranlassen Sie, dass die Bilder oder Videos gelöscht werden. In der Regel können Sie nicht angemessene Inhalte über dafür eingerichtete Buttons beim Seitenbetreiber melden.
- Kontakt abbrechen: Sobald sich Ihr Kontakt als Betrüger offenbart, da Sie beispielsweise Zahlungsaufforderungen bekommen, sollten Sie den Kontakt sofort abbrechen. Reagieren Sie auf keine Nachrichten mehr.
- Chatverläufe sichern: Für die Beweisführung sichern Sie zudem den gesamten Chatverlauf mithilfe von Screenshots.
Das Bundeskriminalamt rät, keinesfalls Geld zu zahlen. Denn die Erpressung endet nicht nach der ersten Zahlung. Stattdessen sollten Sie Strafanzeige bei der örtlichen Polizei stellen. Denn bei Erpressung und somit auch bei der Sextortion handelt es sich um eine Straftat.
Möglicher Straftatbestand einer Sextortion
Der Strafbestand kann je nach Umfang und den Umständen unterschiedlich ausgelegt werden. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Erpressung. So wird Sextortion nach § 253 des Strafgesetzbuches (StGB) wie eine Erpressung geahndet. Auf die Tat kann eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe folgen. Weitere mögliche Straftatbestände:
- Sexueller Missbrauch: Vor allem dann, wenn Minderjährige Opfer von Sextortion werden, kann die Tat auch als sexueller Missbrauch von Kindern gewertet werden. Die im StGB relevanten Paragraphen sind § 176a und § 176b. Sie beschreiben den sexuellen Missbrauch von Kindern ohne Körperkontakt mit dem Kind sowie die Vorbereitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Der Missbrauch wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Für die Vorbereitung kann ein Freiheitsentzug von drei Monaten bis zu fünf Jahren folgen.
- Sexueller Übergriff: Sextortion kann ebenso als sexueller Übergriff oder sexuelle Nötigung ausgelegt werden. Denn dabei werden sexuelle Handlungen gegen den erkennbaren Willen einer Person bestimmt, indem die Inhalte veröffentlicht werden. Dies wird nach § 177 des StGB mit einer Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren bestraft.
- Verletzung des Intimbereichs: Ein möglicher Straftatbestand der Sextortion ist die Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen. Denn es werden absichtlich Aufnahmen von Genitalien oder weiteren intimen Körperstellen einer anderen Person verbreitet. Hierbei kann eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe fällig werden.
Opfer von Sextortion benötigen Hilfe – vor allem dann, wenn Minderjährige erpresst werden. Denn die emotionale Belastung ist hoch. Ziehen Sie daher als Betroffener eine Vertrauensperson hinzu, um den Kreis der Scham zu durchbrechen. Wendet sich Ihr Nachwuchs mit diesem Problem an Sie, sollten Sie verständnisvoll reagieren und ihn nicht dafür bestrafen, dass er sich in diese Lage gebracht hat. Denn es ist ein Vertrauensbeweis, dass er sich an Sie gewandt hat.
Präventive Maßnahmen gegen Erpressung im Internet
Um sich besser davor zu schützen, dass Sie Opfer von Sextortion werden, empfiehlt es sich, misstrauisch gegenüber fremden Personen im Internet zu bleiben. Erhalten Sie auf sozialen Plattformen Freundschaftsanfragen von Ihnen unbekannten Personen, ignorieren Sie diese am besten. Sind Sie in Kontakt mit Fremden, sollten Sie weder Nacktbilder verschicken noch sich vor der Kamera entblößen. Weitere Tipps:
- Starke Passwörter verwenden: Nutzen Sie starke und einzigartige Passwörter für verschiedene Konten. Erscheint Ihnen etwas auffällig an Ihrem Konto, ändern Sie das Passwort umgehend.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen: Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung kann das Risiko minimieren, dass sich Unbefugte Zugang zu Ihren privaten Accounts verschaffen.
- Mit Bedacht surfen: Bleiben Sie aufmerksam beim Surfen und öffnen Sie keine verdächtigen Links oder Anhänge in E-Mails. Seien Sie zudem vorsichtig im Umgang mit Personen, die schnell intime Bilder senden und diese auch von Ihnen verlangen.
- Kamera schützen: Richten Sie auch einen Kameraschutz fürs Smartphone oder Ihre Webcam am PC ein. So vermeiden Sie, dass Unbefugte Sie ohne Ihr Wissen beobachten.
Neben diesen präventiven Maßnahmen empfiehlt es sich auch, Ihre Geräte mit einer Antivirus-Lösung sicherer zu gestalten. Avira Prime entdeckt Malware und andere Online-Bedrohungen in Echtzeit. Zudem surfen Sie anonymer, da die Lösung Ihren Datenverkehr verschlüsselt. Auf Wunsch können Sie damit auch sichere Passwörter generieren und diese speichern.
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