Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Smart-TV ein Spion ist, ist ziemlich hoch – und er verbreitet zahllose Informationen über Sie im Internet. Es kommt noch schlimmer: Sie wissen nämlich oft nicht genau, welche Informationen er erfasst, wer Ihre Daten erhält und was dann damit geschehen wird.
Was kann ein Smart-TV?
Ein Smart-TV ist im Prinzip ein ständig eingeschalteter, immer mit dem Internet verbundener Computer mit einem großen Monitor. Unter anderem ermöglicht er es dem Nutzer, über eine Breitbandverbindung auf Medien-Streamingdienste zuzugreifen. Dank dieser Verbindung können Nutzer im Internet surfen, Video-on-demand-Dienste nutzen und ihre Lieblingsmusik hören. Da Tools zur Spracherkennung, wie z.B. Alexa oder Google Assistant, integriert sind, muss man noch nicht einmal die Fernbedienung in die Hand nehmen, wenn man hin und her schalten möchten.
Ihr Fernseher wird immer schlauer
Kein Wunder also, dass der durchschnittliche deutsche Haushalt immer schlauer wird – zumindest was den Fernseher angeht. Laut Statista schauten 2020 in Deutschland bereits fast die Hälfte aller Haushalte mit Fernseher (44,7%) ihre Programme auf einem Smart-TV. Da Hersteller immer mehr smarte Funktionen hinzufügen und Verbraucher auf das Streaming ihrer Lieblingsinhalte umsteigen, hat sich die Beliebtheit von Smart-TVs seit ihrer Markteinführung drastisch erhöht.
Eine Stunde mit einem Smart-TV
Doch die komfortable Handhabung dieser Fernseher ist nur eine Seite der Medaille. Wer den TV bequem per Sprachsteuerung steuern will und das Internet per Fernbedienung aufruft, geht häufig einen großen Kompromiss ein: Eine Untersuchung des Bundeskartellamts hat nämlich ergeben, dass solche Geräte das generelle Fernsehverhalten einer Person, ihre App-Nutzung, ihr Surf- und Klickverhalten oder auch biometrische Daten wie Stimme oder Cursorbewegungen sowie die im Einzelnen über den Fernseher abgespielten Inhalte erfassen und auswerten. Das mit solchen Daten ganz einfach ziemlich genaue Nutzerprofile – unter anderem zum Einspielen personalisierter Werbung und ähnlichem – erstellt werden können, dürfte außer Frage stehen.
Neu ist diese Entwicklung aber nicht: Avira SafeThings™ erkannte bereits vor zwei Jahren, dass ein Smart-TV innerhalb von einer Stunde den Haushalt erheblich ausspionierte und Informationen sammelte:
- Er öffnete drei unsichere Ports zum Internet.
- Er scannte das Heimnetzwerk nach anderen Geräten, die damit verbunden sind.
- Er erfasste 750 Textseiten an Informationen über die Person, die das Gerät verwendet und darüber, wie sie es verwendet.
- Er sendete diese Informationen an 13 Server – viele davon waren unbekannt.
- Er gab Informationen an Dienste weiter, die nicht aktiviert waren und keine Benutzerkonto-Registrierung hatten.
Und am schlimmsten war, dass der Fernseher das alles machte, als niemand im Haushalt das Gerät aktiv verwendete.
Smart-TVs nur die Spitze des Eisbergs
Fernseher sind allerdings nur das I-Tüpfelchen. Letzten Endes wird wahrscheinlich so ziemlich jedes smarte Gerät versuchen, etwas von Ihren Daten abzubekommen. Travis Witteveen, CEO von Avira, merkte dazu an: „In meinem Netzwerk gibt es viel Datenverkehr. Selbst wenn ich nicht zu Hause bin und eigentlich „nichts“ passiert; mein Netzwerk ist dennoch aktiv. Es gibt so ziemlich jede Woche mindestens ein Firmware-Update das auf ein Gerät aufspielt werden soll, um Sicherheitslücken zu schließen. Dann sind da noch die täglichen Programmaktualisierungen. Der Datenverkehr fließt an Orte und Dienste, von denen ich nicht mal mehr weiß ob und wann ich sie autorisiert habe. Ich habe keine Ahnung, was für Inhalte sie über mich und meine Familie teilen. Als CEO von Avira halte ich mich eigentlich für sehr sicherheitsbewusst aber ich muss dennoch zugeben: Die neue IoT-Welt ist viel zu kompliziert, als dass ich das alles ohne Hilfe auf einfache Art managen und verstehen kann.“
Eine Frage des Vertrauens
Während ein Teil des Trackings sicher irgendwo gerechtfertigt ist – der Hersteller möchte schließlich wissen, wie gut sein Gerät funktioniert – bleibt dennoch oft relativ unklar, was erfasst wird und wo diese Daten hingehen. Auch bleibt die Frage offen, ob Sie als Besitzer des Fernsehers zugestimmt haben, dass diese Daten erfasst werden.
Das Bundeskartellamt bestätigt diese Sorgen in seiner Untersuchung: Die Datenschutzbestimmungen der in Deutschland aktiven Smart-TV-Hersteller weisen fast durchgehend schwerwiegende Transparenzmängel auf und verstoßen damit gegen Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Drei Tipps zum Schutz Ihres Smart Homes
Momentan ist es schwer die richtige Hilfe zu finden, zum Glück stehen Ihnen dennoch einige Möglichkeiten offen:
- Machen Sie sich mit den Privatsphäre-Einstellungen vertraut: Stellen Sie sicher, dass Sie die Einstellungen rund um die Privatsphäre Ihrer Geräte gewissenhaft durchgehen und nur Daten herausrücken, die Sie auch wirklich teilen wollen.
- Kennen Sie die Geräte in Ihrem Netzwerk: Um die Kontrolle zurückzugewinnen ist es wichtig zu wissen, was für Geräte sich im Heimnetzwerk befinden. Notieren Sie sich, wenn Sie eins nicht kennen und versuchen Sie dann herauszufinden, worum es sich handelt und warum es Zugriff aufs Netzwerk hat. Entfernen Sie es wenn nötig.
- Schließen Sie Ports: Offene Ports sind problematisch weil Cybergauner sie ausnutzen können, um Geräte mit Sicherheitslücken gegen Sie zu verwenden. Schließen Sie die Ports also wenn möglich.
Während das alles sehr gute Optionen sind, kosten sie Sie auch Zeit, sind nicht immer intuitiv und decken nicht jeden Teil Ihres digitalen Lebens ab. Zum Glück gibt es Programme und Geräte – wie zum Beispiel Avira HomeGuard oder ein VPN – die Ihnen bei dieser Mammutaufgabe helfen können. Für welchen Weg Sie sich auch entscheiden mögen: Sie sollten sich mit den getroffenen Privatsphäre-Einstellungen der Geräte bei sich zu Hause immer sicher und wohl fühlen.