Auch wenn früher nicht alles besser war, die Akkulaufzeit von Handys war es durchaus. Die klassischen Nokias und Samsungs, mit denen man nur telefonieren konnte, hielten problemlos eine bis zwei Wochen im Standby durch. Ein intensiv genutztes, aktuelles Smartphone streicht dagegen im schlimmsten Fall noch vor dem Ablauf des Arbeitstages die Segel. Grund dafür sind bessere und leistungsfähigere Komponenten, die zahlreichen Zusatzfunktionen und natürlich der Energiehunger von Dutzenden von Apps. Doch auch viel genutzte Smartphones halten mit ein paar einfachen Tricks länger durch.
Ein paar Stunden sind meist schon drin, wenn die Bordmittel ausgenutzt werden. Beispielsweise ist das Display einer der größten Energieverbraucher. Ein Bildschirmschoner sollte daher so schnell wie möglich automatisch aktiv werden, 30 Sekunden Wartezeit sind in der Regel genug. Sowohl Android als auch iOS bieten eine automatische Regelung der Bildschirmhelligkeit, die man auf einen nicht zu hohen Maximalwert begrenzen sollte. Bei modernen OLED oder AMOLED-Displays (Organic LED), wie sie beispielsweise das Samsung S5 verwendet, hilft ein Trick, um Strom zu sparen: Nur eingeschaltete Pixel verbrauchen Energie, ein schwarzes Pixel nicht. Hintergrundbilder mit großen schwarzen Flächen belasten den Akku also weniger als ein buntes, helles Bild.
Die Schnittstellen zur Umwelt sind der nächste große Ansatzpunkt. Bluetooth, WLAN und GPS verbrauchen im Verhältnis überproportional viel Strom. Wer die drahtlosen Verbindungen nicht nutzt, sollte sie abschalten. In manchen Fällen ist es auch möglich die Geschwindigkeit der Mobilfunk-Datenverbindung zu drosseln. Also UMTS statt LTE oder 3G statt UMTS. Um gelegentlich die E-Mails abzufragen reicht auch die reduzierte Bandbreite aus. Zudem: Alle Push-Dienste wie E-Mails oder regelmäßige Kommunikation ins Internet belastet den Akku enorm. Wer seine Mails nur per Knopfdruck abholt, und auch Facebook manuell aktualisiert, kommt mit einer Akkuladung deutlich weiter.
Werbefinanzierte Apps sind in dieser Hinsicht übrigens besonders fatal. Sie kommunizieren im Vergleich mit bezahlten Programmen viel häufiger mit dem Hersteller und tauschen Standortdaten oder andere Informationen aus – das treibt die Ladeanzeige in den roten Bereich. Auch Widgets, zum Beispiel für den Wetterbericht, und Audio-Streams von Internet-Radios gelten als hohe Verbraucher. Sinnvollerweise stellt man auch die automatischen Aktualisierungen von Apps ab. Nicht nur der Download einer vorhandenen Aktualisierung benötigt viel Strom, auch die ständigen Abfragen der Apps, ob denn schon etwas neues vorliegt, geht auf Kosten der Laufzeit. Der Google Play Store ist von Haus aus so eingestellt, dass er Aktualisierungen für Apps automatisch herunterlädt.
Herauszufinden, ob Anwendungen im Hintergrund aktiv bleiben und Strom verbrauchen, kann sich je nach Version von iOS und Android zu einem echten Suchspiel entwickeln. Neuere Versionen der mobilen Betriebssysteme machen es dem Anwender in der Regel einfacher, herauszufinden, wer beim Stromverbrauch besonders zulangt. Meist lässt sich der App dann auch die Berechtigung für die Aktivität im Hintergrund entziehen. Wenn sich das Betriebssystem keine oder zu wenig Informationen über den Stromverbrauch preisgibt, helfen – natürlich – weitere Apps. Der One Touch Akkusparer (Android, gratis) liefert Daten zum Verbrauch der Apps und schaltet automatisch nach vorgegebenen Regeln Bluetooth, WLAN oder GPS-Positionsbestimmung ab. Andere Apps wie Juice Defender (Android, gratis) oder Tasker (Android, € 4,49) nutzen Profile zu bestimmten Situationen, in denen nur die benötigten Apps und Schnittstellen freigegeben sind.
Apple macht es Apps schwer, aktiv Energie zu sparen. Das Sicherheitsmodell von iOS verhindert Eingriffe in das Laufzeitverhalten anderer Apps. So liefern die meisten Apps in erster Linie Informationen für den Nutzer, der dann selbst entscheiden muss, welche Anwendungen weiterlaufen dürfen und welche nicht. Der Akku und Batterie HD Monitor (iOS, gratis) hilft ebenso mit viel Übersicht beim Entlarven der stromhungrigsten Apps wie Battery Doctor Pro (iOS, gratis). Es lohnt sich, regelmüßig nachzuprüfen, selbst eigentlich zuverlässige Apps saugen durch fehlerhafte Updates den Akku leer. Noch detaillierter beschreibt Scotty Loveless alle Aktivitäten rund um maximale iOS-Laufzeiten im „ultimativen Führer zur Behebung der iOS-Akkuentladung“.
An Akkus und Akkutechnologie selbst gibt es inzwischen wenig auszusetzen. Die üblichen Lithium-Ionen oder Lithium-Polymer-Akkus kennen keinen Memory-Effekt mehr und werden durch sehr intelligente Ladeschaltungen perfekt aufgeladen. Die alte Regel des „erst Aufladen, wenn der Akku völlig leer ist“ gilt schon längst nicht mehr. Moderne Akkus können und sollen so oft wie möglich am Ladegerät angeschlossen werden. Allerdings gelten nach wie vor extreme Temperaturen als Feind Nummer Eins der Energiespeicher. Besonders Hitze quittieren Akkus mit raschem Verlust der Speicherkapazität. Ein Smartphone oder Tablet gehört also nie in die pralle Sonne oder ein aufgeheiztes Auto auf dem Parkplatz.
Und wem das alles trotzdem nicht genug Laufzeit für sein digitales Kommunikationstool bringt, der kann immer noch einen Zusatzakku kaufen. Die gibt es als Stab oder flaches Gadget für die Hand- oder Bürotasche. Besonders elegant sind Akkupacks, die als Hülle für das Smartphone fungieren.