In den Anfängen des Internets waren sie als „Software-Roboter“ bekannt: Bots. Bots sind Software-Anwendungen, die automatisierte Aufgaben ausführen. Dass das Internet heute so ist, wie es ist, liegt größtenteils an solchen Bots.
Gute Bots und schlechte Bots
Hier zunächst einige Beispiele für gute Bots: Webcrawler, auch Spider genannt, sind Programme, die automatisch Webseiten und Index-Inhalte durchsuchen. Dadurch können Suchmaschinen passende Ergebnisse für unsere Internet-Suchen finden. Chatbots kommunizieren in Echtzeit mit uns und übermitteln Informationen. Gamebots werden in Online-Multiplayer-Spielen eingesetzt, wo sie sich wie menschliche Spieler verhalten und so Spiele unterhaltsamer machen. Einige Bots sind sogar kreativ genug, um Gedichte zu verfassen oder Musik zu komponieren. Es gibt aber auch schlechte Bots – und die Zahl dieser Bots nimmt leider immer mehr zu.
2019 machten bösartige Bots laut dem Bad Bot Report von Imperva 24,1 Prozent des gesamten Internet-Verkehrs aus. Böse Bots versenden zum Beispiel Spam und Malware, stehlen Anmeldedaten und sensible Informationen, üben Denial-of-Service-Angriffe aus und streuen Falschinformationen in den sozialen Medien. Diese Bots haben sich in den letzten Jahren in den sozialen Netzwerken ausgebreitet, um sich unter anderem in gesellschaftliche und politische Diskussionen einzumischen. Eine beunruhigende Entwicklung.
Social-Media-Bots: Gefahren und Herausforderungen
Schlechte Social-Media-Bots werden eingesetzt, um Profile zu fälschen und Likes und Follower zu generieren. Richtig gefährlich werden diese Bots, wenn sie sich wie echte Nutzer verhalten und sich aktiv an öffentlichen Debatten beteiligen. Wie kritisch das sein kann, zeigte die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 mehr als deutlich. Durch den Skandal um Cambridge Analytica wurde vielen Social-Media-Nutzern bewusst, wie politische Gruppen die sozialen Medien nutzen können, um Falschinformationen und Fake News zu verbreiten. Hierbei spielten Bots eine wichtige Rolle. Twitter entlarvte laut einem Bericht von Talos Intelligence 2.752 Bot-Profile, die mit der russischen Trollarmee „Internet Research Agency“ in Verbindung standen. Diese staatlich gesteuerten Bots waren einer der Hauptakteure bei der Desinformationskampagne 2016, die Wähler bewusst manipulieren sollte. Zudem identifizierte Twitter 36.000 weitere russische Bots.
Statistiken von TheNextWeb zeigen, dass Facebook im Jahr 2017 694 Millionen Fake-Konten deaktiviert hat. Diese Zahl ist in den letzten Jahren weiter angestiegen und steht inzwischen bei über 1 Milliarde Fake-Konten, die jedes Jahr gesperrt werden. Hinter solchen gefälschten Konten stehen Personen mit bösen Absichten oder programmierte Bots. Schätzungen zufolge sind etwa 5 Prozent der monatlich aktiven Konten gefälscht.
Besonders vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen in den USA ist diese Entwicklung in den sozialen Medien besorgniserregend. Eine von Avira und Opinion Matters durchgeführte Umfrage fand heraus, dass nur 24 Prozent der Amerikaner glauben, dass die Wahlen 2020 „frei und fair“ ablaufen werden. 50 Prozent sehen Falschinformationen auf Facebook als wichtigsten Einflussfaktor auf die anstehenden Wahlen.
Inzwischen entwickeln technische Plattformen maschinelle Lernmodelle, um Fake-Profile und -Konten zu erkennen und das Posten von Beiträgen zu gesellschaftlichen und politischen Themen strenger zu kontrollieren. Sie können aber auch selbst aktiv werden, um sich vor gefährlichen Social-Media-Bots zu schützen.
So erkennen Sie Social-Media-Bots
Profil-Informationen
Das Profilbild ist eines der ersten Merkmale, die wir in sozialen Netzwerken zu einem Profil sehen. Ist das Profilbild sehr unpersönlich, zum Beispiel wenn ausschließlich eine Landschaft oder ein süßer Hundewelpe zu sehen ist, ist das verdächtig. Dies gilt auch für Profilnamen, die keine Namen, sondern Zahlen enthalten, und fehlende Ortsangaben. Das allein reicht aber nicht aus, um ein Profil als Fälschung zu entlarven. Manche Personen stellen bewusst wenig persönliche Informationen ins Netz, weil sie sich um ihre Privatsphäre sorgen oder in den sozialen Medien lieber anonym bleiben wollen. Hierzu rät Twitter, das Verhalten eines Profils insgesamt zu prüfen und nicht nur darauf zu achten, ob die Beiträge automatisiert sind. Um herauszufinden, ob Sie es mit einem schlechten Bot zu tun haben, reicht also der erste Eindruck noch nicht aus. Vielmehr müssen Sie sich die Aktivität des Profils, das Profil-Netzwerk und die geteilten Inhalte des Profils genau ansehen.
Aktivität
Bots posten in der Regel mehrere neue Beiträge pro Tag. Sie sind deutlich aktiver als der durchschnittliche Social-Media-Nutzer. Häufig sind diese Posts dabei aber nicht besonders originell. Bots werden programmiert, um bestimmte Inhalte automatisch zu vervielfältigen. Daher liken und teilen sie in der Regel Beiträge, ohne eigene, persönliche Worte zum Beitrag zu schreiben. Sie sollen die Informationen einfach nur schnellstmöglich an so viele Menschen wie möglich weiterleiten.
Auf Twitter nutzen Social-Media-Bots verstärkt Hashtags, damit die Beiträge möglichst viele Menschen erreichen. Übermäßig viele Hashtags, besonders solche, die mit dem eigentlichen Beitrag wenig zu tun haben, können ein Zeichen für einen Bot sein. Achten Sie also auf die übermäßige Nutzung von Hashtags. Und prüfen Sie, ob die Hashtags auch von bekannten und vertrauenswürdigen Profilen verwendet werden.
Ein weiteres Zeichen für einen Bot kann ein ganz bestimmtes Aktivitätsmuster sein. Ist ein Profil immer an bestimmten Tagen aktiv oder postet das Profil immer zu festgelegten Uhrzeiten, handelt es sich wahrscheinlich um ein automatisiertes Profil. Natürlich sind nicht alle automatisierten Profile gefährlich. Wenn es bei den geteilten Inhalten aber um stark polarisierende Themen geht und wenn das Profil nur in bestimmten Zeiträumen aktiv ist – zum Beispiel in einem Wahlzeitraum – ist etwas Skepsis angebracht.
Bot-Netzwerk
Bots, die speziell dafür entwickelt wurden, automatisch Posts oder Tweets zu vervielfältigen, gehören oft zu einem Netzwerk – einem so genannten Botnet (oder Botnetz). Alle Bots in einem Botnetz haben ein ähnliches Verhalten und greifen dieselben Themen und Hashtags auf. Wichtige Hinweise geben hier die Anzahl der Follower/Freunde. Prüfen Sie außerdem, ob die Profile im Netz echt wirken. Verdächtig wäre beispielsweise ein unpersönlich wirkendes Facebook-Profil, das erst vor kurzem erstellt wurde, Tausenden von Personen folgt, aber selbst nur wenige Follower hat.
Auch bei Freundschaftsanfragen auf Facebook sollten Sie vorsichtig sein. Social-Media-Bots verschicken gezielt Einladungen, um ihr Botnetz zu vergrößern. Wenn Sie die Person nicht kennen, keine gemeinsamen Freunde haben und die Freundschaftsanfrage keine persönliche Nachricht enthält, lehnen Sie die Anfrage lieber ab.
Qualität der geteilten Inhalte
Einen gefährlichen Bot können Sie auch an den Inhalten erkennen, die das Profil teilt. Das können zum Beispiel hetzerische, aggressive oder irreführende Inhalte sein. Wenn Bots Daten oder Statistiken teilen, fehlt die Quelle meist komplett oder besteht aus einem Verweis auf Beiträge von anderen verdächtigen Profilen. Bei Links zu Online-Nachrichtendiensten sollten Sie immer prüfen, ob es sich dabei um eine seriöse Quelle handelt. Zu guter Letzt kann auch eine unnatürliche Ausdrucksweise darauf hinweisen, dass der Beitrag maschinell erstellt wurde.
Einen schlechten Bot zu erkennen, ist manchmal gar nicht so einfach und erfordert genaues Hinsehen. Nicht alle automatisierten Profile sind gefährlich. Um schädliche Inhalte von harmlosen zu unterscheiden, müssen wir deshalb lernen, Profile und Beiträge in den sozialen Medien kritisch zu prüfen. Vielleicht sind in diesem Zusammenhang auch unsere Tipps, wie Sie Falschinformationen in den sozialen Medien erkennen, dabei ganz hilfreich.
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