Der Immobilienmarkt ist überhitzt, die Nachfrage größer als das Angebot. Das Ergebnis sind aber nicht nur zum Teil vollkommen absurde Preise. Die Verzweiflung der Suchenden ruft derzeit zunehmend Betrüger auf den Plan, die vor allem auf Internet-Portalen wie Immoscout24 und Immowelt auf Opfer lauern.
Immer dreister
Sie gehen dabei dreist und professionell vor, gleichzeitig denken sie sich immer neue Gemeinheiten aus. „Gefühlt gibt es immer mehr Immobilienbetrugsfälle“, so Frank Scheulen von der Pressestelle des Landeskriminalamtes (LKA) in Nordrhein-Westfalen. Die Chance, wieder an sein Geld zu kommen, tendieren gegen Null. Das Gleiche gilt für die Chance, dass die Gauner hinter Schloss und Riegel landen. Polizei und Plattformen kommen den Internetbetrügern kaum hinterher. Angesichts über einer Million Immobilienangeboten pro Monat ist es trotz hohem personalen Aufwand im Prinzip unmöglich, alle hinterhältigen Angebote herauszufiltern. Allein bei Immoscout fahnden laut eigenen Angaben allein 40 Mitarbeiter tagtäglich nach unseriösen Angeboten von Wohnungsbetrügern. Das Geschäft schient sich für die Gauner trotzdem zu lohnen. Allein beim LKA Berlin gehen jeden Tag Hunderte Anzeigen geschädigter Mietinteressenten ein. Dabei sind immer wieder die gleichen Maschen Thema.
Wohnungssuche: Diese Abzocktricks müssen Sie kennen
- Vorkassebetrug: Bei dieser Täuschung gibt sich der Betrüger als Eigentümer der Immobilie aus, residiere aber aktuell im Ausland. Eine Besichtigung sei aber trotzdem möglich. Und zwar unter der Voraussetzung, dass der potentielle Mieter eine Kaution für den Schlüssel hinterlegt, der dann per Post zugeschickt werde. Wer bezahlt, erhält selbstverständlich nie einen Schlüssel. Das Geld ist dann aber weg, denn die Zahlung erfolgt in der Regel über Dienste wie Western Union.
- Nachnahmebetrug: Die fiesere Variante des Vorkassebetrugs. Hier schlägt der Betrüger vor, den Schlüssel per Nachnahme zu schicken. Das hört sich vertrauenswürdig an, schließlich hätte der Wohnungssuche somit die Garantie, die Schlüssel auch zu erhalten. Er bekommt dann gegen Zahlung der Kaution auch tatsächlich einen Schlüssel vom Briefträger an der Haustür ausgehändigt. Mit dem lässt sich die Wohnung aber nicht öffnen, wie sich dann herausstellt.
- Wohnungskautionsbetrug: Der Betrüger mietet, zum Beispiel über das Portal Airbnb, für einige Tage eine Wohnung an. Dann inseriert er diese auf den einschlägigen Immobilienportalen als freistehendes Mietobjekt – und gibt sich selbst als Eigentümer aus. Besichtigungstermine sind dadurch kein Problem. Im Anschluss erhalten alle Interessenten per E-Mail eine Zusage unter der Voraussetzung, möglichst flott drei Monatsmieten Kaution plus Küchenabschlagszahlung zu zahlen. Ansonsten würde ein anderer Interessant den Zuschlag erhalten. Das Geld ist dann natürlich pfutsch.
- Phishing: Der Klassiker in einer neuen Form. Die Betrüger schicken registrierten Inserenten von Immobilienportalen eine nachgeahmte E-Mail oder SMS mit der Anweisung, sich mit ihren Zugangsdaten beim Immobilienportal einzuloggen. Dazu enthält die Nachricht einen Link, der das Opfer auf eine gefälschte Anmeldeseite lotst. Wenn es die Masche nicht durchschaut und sich anmeldet, erhalten die Betrüger die Anmeldedaten – und können diese dann zum Beispiel für einen Vorkassebetrug missbrauchen.
- Datenklau: Viele Vermieter verlangen inzwischen vorab eine Art digitale Bewerbungsmappe samt Schufa-Nachweis, Personalausweiskopie, Gehaltsnachweise und Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Darauf setzen auch Betrügerbanden und greifen so massenhaft Nutzerdaten ab.
So schützen Sie sich vor Wohnungsbetrügern
- Seien Sie skeptisch: Wenn Sie eine Immobilie zu einem äußerst günstigen Preis entdecken, sollten Sie besonders vorsichtig sein. Zu verschenken hat niemand etwas. Checken Sie den Preis, etwa mithilfe des Mietspiegels oder anhand der „Preis und Lageinformationen“ in den Exposés der Immobilienportale.
- Niemals vorab zahlen: Lehnen Sie Vorleistungen, egal welcher Art, strikt ab. Geld sollte erst dann fließen, wenn Sie die Immobilie besichtig und einen Miet- oder Kaufvertrag unterschrieben haben. Dabei natürlich den Personalausweis überprüfen.
- Vorsicht Ausland: Bei attraktiven Angeboten von Anbietern aus dem Ausland oder wenn Sie Geld ins Ausland überweisen sollen, sollten Sie besonders skeptisch sein.
- Nutzen Sie einen guten Virenscanner: Phishingmails werden immer ausgefeilter. Damit Sie vor eventuellen schädlichen Downloads und Betrügerseiten geschützt sind, sollten Sie dafür sorgen, dass Sie einen aktuellen und guten Scanner nutzen. Stellen Sie zudem immer sicher, dass die Seite auf der Sie sich einloggen wollen echt und keine Fälschung ist.
- Melden: Wenn Sie meinen, dass Sie es mit einem Betrüger zu tun haben, melden Sie das Angebot möglichst schnell dem Portalbetreiber. Auf diese Weise helfen Sie aktiv mit, den Marktplatz „sauber“ zu halten.